Ursprünglich waren 57 Wiekhäuser in Abständen von jeweils rund dreißig Metern in die Stadtmauer eingefügt. Diese Häuser waren in 3 bis 4 Meter breiten Vorsprüngen, sogenannten Wieken, eingelassen. Sie dienten einst als Verteidigungspositionen, denn in Neubrandenburg gab es keinen Wehrgang.
Die Bauten waren rechteckige, manchmal auch halbrunde Türme, die nach außen vor die Mauer vorspringen. Zur Stadtseite waren die Wieken geöffnet. Zum ersten Geschoss führte eine massive Treppe. Die anderen Etagen waren über Leitern zu erreichen. Einige hatten ein Dach oder waren mit Spitzbögen überwölbt, bei anderen war die oberste Plattform offen und mit Zinnen zum Schutz der Verteidiger bestückt. Die unteren Geschosse waren mit Schießscharten versehen, die ermöglichten, das Feld vor der Mauer, aber auch seitlich den Mauerfuß zu bestreichen. Anhand der Art der Schießscharten lassen sich verschiedene Typen von Wiekhäusern unterscheiden. Die frühen Bauten hatten relativ breite Scharten, was der Nutzung von Armbrüsten geschuldet war. Der spätere Typ weist schmalere Öffnungen auf, durch die mit den im ausgehenden Mittelalter aufkommenden Feuerwaffen geschossen werden konnte.
Im nördlichen Abschnitt der Stadtmauer, das heißt in der 1. Ringstraße nordwestlich des Friedländer Tores, sind zwei Wiekhäuser zu sehen, die originalgetreu als reine Wehrbauten rekonstruiert worden sind. Zwei weitere Wiekhäuser wurden schon im Mittelalter durch runde bzw. halbrunde Türme ersetzt, der Fangelturm und ein weiterer in der Turmstraße, der jedoch im 19. Jahrhundert einstürzte. Die Nummerierung der Wiekhäuser erfolgt, beginnend am Friedländer Tor, entgegen dem Uhrzeigersinn.
Die Wiekhäuser spielten im Rahmen der Organisation der städtischen Bürgerschaft eine bedeutende Rolle. Während die Unterhaltung und im Kriegsfalle die Verteidigung der vier Tore den vier Hauptzünften oblag, anfangs waren dies die der Schuster, der Bäcker, der Wollweber und der Schlächter, war die nichtzünftige Bürgerschaft den Wiekhaushauptleuten unterstellt, so dass im Verteidigungsfall ein jeder seinen festen Platz hatte.
Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen am Ende des 14. Jahrhunderts verlor die Wehranlage Neubrandenburgs zunehmend an Wirksamkeit, so dass die Wiekhäuser teilweise zu Wohnzwecken umgebaut wurden. Es entstanden auf den Grundmauern Fachwerkbauten, die stadtseitig im ersten Obergeschoß auskragten. 1912 existierten 27 derart umgebauter Wiekhäuser, und einige von ihnen waren noch bis über die Mitte des 20. Jh. hinaus bewohnt. Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts begann die Stadt, diese Fachwerkwiekhäuser zu rekonstruieren.
Wiekhäuser kamen im Lande Stargard auch in anderen Städten vor, zum Beispiel in Friedland und Woldegk, aber auch in brandenburgischen Städten. Jedoch sind sie in Neubrandenburg am besten erhalten beziehungsweise rekonstruiert worden.