Lübecks Marienkirche gilt als Mutterkirche der Backsteingotik, denn rund 70 Kirchen im Ostseeraum gehen auf ihr Vorbild zurück. Der Umbau von einer romanischen Basilika zur gotischen Kathedrale begann 1251. Zunächst war eine Hallenkirche geplant, dann jedoch realisierte man eine hochgotische Basilika mit enormen Ausmaßen. In 38,5 Metern Höhe überspannen die Gewölbe das eindrucksvolle Mittelschiff und sind damit weltweit die höchsten backsteingotischen Gewölbe. Die beiden Türme erreichen 125 Meter. Vorbild der Marienkirche waren die großen französischen Kathedralen, allen voran jene von Reims und Soissons.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts lagen Bürger und Bischof im dauernden Streit, so dass die reichen und selbstbewussten Bürger sich Ihre eigene Kirche bauten, die den nahegelegenen Dom in seinen Ausmaßen übertrumpfte.
Am Chorumgang des achtjochigen Bauwerks setzten 18 verschiedene kleine Kapellen an. Berühmt war die Kirche auch für ihre Totentanzorgel, auf der neben Dietrich Buxtehude auch Johann Sebastian Bach gespielt haben soll. Diese wurde ebenso wie ein Fünftel der Lübecker Innenstadt bei einem Luftangriff in der Nacht zum Palmsonntag 1942 zerstört. Die Marienkirche wie auch der Dom und die Petrikirche brannten dabei größtenteils aus. An diese Nacht erinnern heute noch zwei zerborstene Glocken unter dem Süderturm, die in jener Nacht vom Turm aus durchs Gewölbe abstürzten.
Bei dem Brand der Kirche war ein Großteil des Putzes von den Wänden abgeplatzt. Dabei kam überraschenderweise die ursprüngliche, mittelalterliche Ausmalung der Kirche zum Vorschein. Sie wurde noch während des Krieges auf Fotos dokumentiert. Nach dem Krieg wurde sie restauriert. Der größte Teil des Wiederaufbaus war 1959 abgeschlossen, als die Turmhelme wiederhergestellt und mit Kupfer gedeckt waren. 1980 bekam St. Marien wieder einen Dachreiter.