Es fällt einem als Besucher schwer, nicht auf Anhieb von den majestätischen Dimensionen der Domkirche zu Haderslev überwältigt zu sein. Mit 22 m Innenhöhe ist das Deckengewölbe der Kirche das höchste in ganz Skandinavien und auch die Fenster im Chor ragen bis zu 16 m hinauf. Das puristisch gestaltete Kirchenhaus besitzt neben einer sehr guten Orgel auch eine fantastische Akustik. So wurden hier unzähligen musikalischen Einspielungen in der nächtlichen Stille der malerischen Kleinstadt vorgenommen.
Zu den Kunstschätzen der Kirche zählen ein Kruzifix vom Ende des 13. Jahrhunderts, das ursprünglich aus der Egebjerg-Kirche im seeländischen Odsherred stammt sowie zwei etwa 100 Jahre später entstandene Figuren der heiligen Jungfrau und des heiligen Johannes. Beide wurden ursprünglich angefertigt für die Kirche von Seem bei Ribe.
Die Domkirche von Haderslev wurde der heiligen Maria geweiht und zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt. Eine erste Kirche an dieser Stelle wurde Mitte des 12. Jahrhunderts aus Granit errichtet. Nach ihrer Zerstörung entstand etwa 100 Jahre später eine Backsteinkirche im romanisch-gotischen Stil. Man erweiterte diese gegen 1270 zu einer großen Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen als sie zu einer bischöflichen Kollegkirche innerhalb des Bistums Schleswig wurde. Der Domzu Haderslev war nach dem Schleswiger Dom, das größte Kirchenhaus im Bistum Schleswig.
Zwischen 1420 und 1440 wurde die Kirche vollends zu einer gotischen Kathedrale ausgebaut. Im ausgehenden Mittelalter folgte der Anbau mehrerer Kapellen, die nicht alle erhalten geblieben sind. Im Jahr 1525 wurde der Dom das erste evangelisch-lutherische Gotteshaus in Dänemark. Im Dreißigjährigen Krieg zerstörte ein Brand 1627 einen Großteil der Stadt und der Kirche, unter anderem den Kirchturm, das westliche Joch und den gesamten nordwestlichen Teil des Bauwerks. Durch fehlende Gelder wurde die erste Rekonstruktionsphase 1650 ohne den Westturm abgeschlossen, dagegen erhielt der Bau eine barocke Eingangshalle. Auch später wurde der Turm nicht mehr errichtet. Bei einer weiteren Restaurierung entfernte man mehrere Grabplatten und legte in der Kirche einen Ziegelboden. 1941 erhielt der Innenraum einen hellen Anstrich und legte einige Fresken frei. Im südlichen Seitenschiff ist der heilige Petrus zu sehen und im nördlichen die heilige Barbara.
Als Nordschleswig 1920 durch eine Volksabstimmung zum Königreich Dänemark dazu kam, wurde die Domkirche von Haderslev durch ihre Architektur und ihre reichhaltige kulturhistorische Tradition zum Bischofssitz einer neugegründeten Diözese gewählt. Heute finden im Dom noch regelmäßige deutsche Gottesdienste statt.
Auch die in der nähe gelegenen Dorfkirchen Halk Kirke (Halkvej 52, 6100 Haderslev) und Vilstrup Kirke (Kirkeløkke 7, 6100 Haderslev) sind einen Besuch wert. Beides sind geweißelte Backsteinkirchen, wie in Dänemark oft üblich.