Das Rathaus in Stendal ist ein Backsteinbau aus mehreren, zu verschiedenen Zeiten entstandenen Trakten.

Aus dem 14. Jahrhundert stammt die rote unverputzte Gerichtslaube, die sich in spätgotischen Bögen hin zum Markt öffnet. In ihr tagte einst das Marktgericht. Jüngste dendrochronologische Untersuchungen des Dachstuhls lassen eine Rückdatierung der Gebäudekonstruktion auf ca. 1350 zu.

An die Gerichtslaube stößt das in der Mitte bis Ende des 15. Jahrhunderts errichtete Gewandhaus an, mit dem heutigen Ratskeller. Der Ratskeller besitzt einen hallenartigen Hauptraum, der aus zwei Schiffen mit Kreuzrippengewölben besteht. Ursprünglich war dieser Raum die Kaufhalle der Gewandschneidergilde, wo Ballen und Tuche gehandelt wurden.

Ein ganz besonderes Schmuckstück ist die Schnitzwand von 1462 in der alten Ratsstube im Obergeschoss des Gewandhauses. Sie ist Teil einer ehemaligen Gesamtvertäfelung des Raumes und die älteste erhaltene profane Schnitzwand Deutschlands, älter als die berühmten Holzvertäfelungen in den Rathäusern zu München (1481) und zu Goslar (um 1500). Auf der gesamten Vertäfelung waren einst der Kaiser und die sieben Kurfürsten des Reiches abgebildet.

Ende des 15. Jahrhunderts kam der rechtwinklig zu Gerichtslaube und Gewandhaus stehende und der Achse der Marienkirche folgende Corpsflügel, der Hauptflügel, hinzu. Er wurde im 16. Jahrhundert verändert und sieht heute wie ein Renaissancegebäude aus: weiß verputzt mit Schweif- und Zwerchgiebeln.

Im 19. Jahrhundert setzte man links daneben noch einen weiten Baukörper im Stil der Renaissance.

Im Inneren des Corpsflügels sind heute noch die gotischen Gewölbe zu sehen und im Amtszimmer des Bürgermeisters, dem Kagelwitzzimmer, findet sich ein Sterngewölbe mit hölzernem Schlussstein.

Seit 1525 steht vor dem Stendaler Rathaus die Kolossalfigur des Rolands, ein Zeichen der Rechte und Freiheiten der mittelalterlichen Stadt. Diese Sandsteinfigur hat die beachtliche Gesamthöhe von 7,80 m.

Einst war Stendal einer der größten norddeutschen Handelsplätze. Es gab Verbindungen nach Hamburg, Lübeck und Flandern, aber auch nach Augsburg und Nürnberg und bis nach Tirol. Sowohl den prächtig ausgestatteten Kirchen als auch dem Rathaus sieht man noch heute an, welch Reichtum diese Handelsbeziehungen mit sich brachten.

Adresse

Adresse:

Markt 1, 39576 Stendal, Deutschland

GPS:

52.6050949, 11.8593131

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